Das Lipödem ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung, die durch eine Fettverteilungsstörung mit deutlichem Missverhältnis zwischen Rumpf und Gliedmaßen gekennzeichnet ist. Die Erkrankung entsteht aufgrund einer Unterhautfettgewebsvermehrung der unteren und oder oberen Gliedmaßen. Jede 10. Frau ist betroffen aber auch Männer können daran erkranken. Es beginnt in der Regel in Phasen einer hormonellen Umstellung ( wie zum Bsp. Pubertät, Schwangerschaft, Perimenopause, Wechseljahre). Das Lipödem trat wohl schon früh in der Geschichte der Menschheit auf. Die typischen Veränderungen der Körperform wurden bereits vor 3.500 Jahren auf einem Relief der Königin von Punt im ägyptischen Hatschepsut-Tempel in Deir el-Bahari dargestellt. Die erste wissenschaftliche Beschreibung erfolgte allerdings erst im Jahre 1940. Eine Anerkennung im ICD 10 fand das Lipödem erst 2017.
Ganz im Vordergrund steht eine chronische Beschwerdesymptomatik mit Berührungs- und Druckschmerzen sowie immer wieder auftretenden Spontanschmerzen. Die Druckempfindlichkeit kann u. Umständen so gross sein, dass schon kleine Berührungen als ausgesprochen unangenehm empfunden werden. Lipödem-Patientinnen leiden also in vielen Fällen unter einem chronischen Schmerzsyndrom. Dabei besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Fettgewebsvermehrung und der Schmerzintensität, d. h. auch im Stadium I eines Lipödems können sich massive Beschwerden zeigen. Die Ursache der Beschwerden ist derzeit noch unklar. Belastend sind die Beschwerden durch die zusätzlichen Schwellungen. Im Laufe des Tages treten Wassereinlagerungen (Ödeme) im Unterhautgewebe der Unterschenkel, nicht jedoch in den Füssen, auf. Verursacht werden sie durch eine vermehrte Durchlässigkeit der kleinsten Blutgefäße für Flüssigkeit. Die Ödeme sind morgens meist nicht oder kaum vorhanden, jedoch abends oder nach der alltäglichen Arbeit deutlich sichtbar. Verstärkt wird dies durch langes Stehen oder Sitzen, besonders in der heissen Jahreszeit. Ein weiteres Charakteristikum des Lipödems sind wiederholt auftretende Blutergüsse und Besenreiser an den Beinen, welche bereits nach Berührungen oder leichten Stössen auftreten. Diese Neigung zu Blutergüssen ist Folge einer „Brüchigkeit“/Schädigung der Wände kleinster Blutgefässe. Im Laufe der Jahre kann sich der Befund verschlimmern; die Unter- und Oberschenkel sind ganztags geschwollen und werden auch über Nacht nicht mehr schlank. Der Fuß bzw. die Sprunggelenke bleiben davon unberührt.
Durch diese Wasseransammlungen entstehen Schwere- und Spannungsgefühle.
Auch die Haut zeigt eine Vergöberung und Cellulite an Po und Oberschenkeln.
Die praktisch immer vorhandene psychische Belastung ist in erster Linie auf die immer wiederkehrenden Schmerzen zurückzuführen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Heilung mittels konservativer Therapie nicht möglich erscheint. Die Beschwerden werden von den Betroffenen überwiegend als dumpf, drückend, schwer, ziehend, unerträglich und erschöpfend beschrieben. Nach langem Sitzen, Treppe steigen oder Stehen können sie sehr stark werden; so beschreiben Betroffene, dass die Beine dann „aus allen Fugen“ wollen, man das Gefühl hat, als wenn sie „zerspringen“ oder „von innen platzen würden“ bzw. als ob „Beton in den Beinen“ ist.
Die wichtigsten Punkte vorab:
1. Übergewicht und eine ungesunde Ernährung sind keine Ursache für eine Lipödem-Erkrankung. Übergewicht tritt allerdings oft als Begleiterscheinung bei Lipödem-Patientinnen auf und kann Beschwerden verstärken.
2. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung hilft, die Beschwerden zu reduzieren und Übergewicht zu verringern. Sie heilen jedoch die Krankheit nicht und führen auch zu keiner Reduktion der Fettablagerungen an den Extremitäten. Ein Lipödem kann man nicht abnehmen!
3. Eine mediterane Ernährung, die zucker- und fettreiche Lebensmittel reduziert und stattdessen Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und mageres Eiweiß sowie Fleisch und Fisch beinhaltet, unterstützt die Lipödem-Therapie. Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel erhöhen und Entzündungsprozesse fördern, sollten hingegen vermieden werden.
4. Das überschüssige Fettgewebe im Zuge der Lipödem-Erkrankung kann derzeit lediglich nur operativ durch eine Liposuktion vollständig entfernt werden.
5. Eine Ernährungsumstellung sollte immer hausärztlich und professionell begleitet werden. Die Krankenkassen unterstützen auch bei diesem Unterfangen.
Bei der oben erwähnten Kompressionstherapie unterscheidet man in Strumpfware sowie manuelle oder maschinelle Lymphdrainage beide Therapieformen bauen auf einander auf und wirken in Kombination synergistisch.
Bei einer Lymphdrainage werden durch Schöpf-, Dreh- und Pumpgriffe die rhythmischen Eigenbewegungen der Lymphgefässe angeregt, wodurch es zur Steigerung der Lymphtransportmenge kommt. Eine Lymphdrainage erleichtert das Spannungsgefühl, da sie überschüssige Lymphe aus dem Gewebe abführt. Um die Wirkung der Lymphdrainage zu erhalten bzw zu verlängern, ist eine Therapie mit Kompressionsstrümpfen und einer Haut-Hygiene unumgänglich.
Dabei ist Bewegung mit der Kompression (Binden, Strumpf oder Strumpfhose) mitentscheidend. Zu Behandlungsbeginn sollte diese Entstauungstherapie – je nach Schwere des Befundes – ein- bis zweimal täglich für 45 bis 60 Minuten über einen Zeitraum von ca. 2 bis 4 Wochen durchgeführt werden.
Das Lipödem lässt sich nicht "wegtrainieren". Regelmäßige Bewegung kann aber verhindern, dass sich begleitend zum Lipödem ein schmerzhaftes Lymphödem oder ein zusätzlich schnellerer Gelenkverschleiß entwickelt (Lipo-Lymphödem). Gezieltes Training hilft so, die Beinödeme zu lindern, das Hautbild zu verbessern und Gelenke zu schützen.
Als besonders effektiv gilt die Wassergymnastik oder sanfter Trampolinsport.
Das Wasser massiert die Beine, regt den Lymphfluss an, reduziert das Körpergewicht und trainiert den ganzen Körper, ohne die Gelenke zu überlasten.
Das Trampolin reduziert den Druck auf Gelenke und ermöglicht so ein effektives Training ohne Überlastung und Schmerzen.
Durch das Trampolintraining können die Lymphgefäße angeregt werden, was zu einer verbesserten Entgiftung und Entwässerung des Gewebes führen kann. Außerdem erfolgt eine Kräftigung der Muskulatur
sowie eine verbesserte Durchblutung.
Eine verbesserte Durchblutung kann helfen, Schwellungen zu reduzieren, Nährstoffe effizienter zu transportieren und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Trotz aller konservativen Maßnahmen ist ein Lipödem nicht heilbar.
Ziel jeder Therapieform ist es eine weitere Volumenzunahme zu verhindern.
Eine der derzeitigen effektivsten Methoden ist die Liposuktion mit oder ohne Hautstraffung.
Die Volumenreduktion bei der Behandlung des Lipödems erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus wasserstrahlassistierter Absaugung mit dem Bodyjet-Wasserstrahlsystem und, bei Bedarf, durch Ultraschallabsaugung mit dem Liposaver-System.
Nach der Behandlung spielen die Lymphdrainage und Strumpfversorgung, eine sehr wichtige Rolle. Diese sollte in den ersten sechs Wochen so oft wie möglich durchgeführt werden um die Verschlankung der Beine zu beschleunigen.
Nur eine Fachklinik kann Sie dazu vollumfänglich beraten.