Die Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie gehört zu den sogenannten ausleitenden Heilverfahren. Hierbei steht die Beseitigung von lokalen Fülle-, Stauungs- und Schmerzzuständen aufgrund eines Blut - und Lymphödems im Vordergrund. Bereits im alten im Ägypten wurde der medizinische Blutegel erfolgreich eingesetzt, er ist älter als ein Dinosaurier.

 

Der Blutegel (Hirudo medicinalis) ist mit dem Regenwurm verwandt, der zur Familie der Ringelwürmer zählt. Blutegel werden speziell für medizinische Zwecke gezüchtet und unterliegt strengen Qualitätskontrollen. Es gibt über 600 Egelarten auf unserer Erde.  

Der Therapieablauf

Nach der Anamnese und körperlichen Untersuchung der zu behandelnden Stelle werden die oder der Egel auf das unbelassene, intakte Hautareal aufgetragen. In einer Sitzung werden maximal 6 Blutegel angesetzt.

Damit der Egel nicht lange suchen muss und nur im gewünschten Bereich anbeißt, wird ein Glas über den Egel gestülpt. Hat der Egel eine ihm angenehme Stelle gefunden, stelle er seinen Rüssel auf, verschafft sich mit seinen ca 80 Zähnchen Zugang in die Haut und gibt seinen Speichel in die Öffnung. Einmal angebissen wandert der Egel nicht mehr sondern verbleibt bis zum Ende des Trinkvorgangs an derselben Stelle, lediglich der Schwanz kann neu positioniert werden.

Der Biss in die Haut ist häufig nicht unangenehmer als ein Mückenstich oder Spritzenstich und wird schon nach kurzer Zeit nicht mehr wahrgenommen. Während des gesamten Saugvorganges gibt der Egel nun sein Speichelsekret ab. Es enthält schmerzlindernde, blutverdünnende, krampflösende, beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften. Mehr als 200 verschiedene biologisch aktive Enzymkomplexe (Hauptbestandteil sind u.a. Hirudin, Antistasin und Eglin C)in einer Dosis von ca. 1,2mg pro Egel werden in die Wunde injiziert. Der Saugvorgang kann zwischen 30-90 min andauern da der Egel während des Saugens auch gelegentlich einschlafen kann. Ist der Egel satt, fällt er in der Regel von allein ab und hinterlässt eine stark nachblutende Wunde. Bei einigen Medikamenten wie Blutdrucksenker, Psychopharmaka oder Cholesterinsenker kann die Blutungsintensität variieren.

Dieses Nachbluten ist ausdrücklich erwünscht es reinigt die Wunde, erhöht die Wirksamkeit der Therapie und kann zwischen 12-24h andauern. Der Wirkeintritt des Speichelgemisches tritt in der Regel innerhalb von 1- 3 Tagen ein und hält je nach Krankheitsbild bis zu mehreren Monaten oder Jahren an. Sollte das Nachbluten zu Kreislaufreaktionen führen, können diese mit Kreislauftropfen wie Korodin und Elektrolytlösungen (wie zBsp Elotrans) gelindert werden. Ein Druckverband wird nur in den seltensten fällen notwendig aber nicht auszuschließen. 

 

Wundpflege/ Wundnachsorge

Die durch den Biss entstandene Wunde verheilt in der Regel in ein bis drei Wochen komplikationslos.

Die Wunde wird mit einem leichten sterilen Verband versorgt und sollte auch nach einem erneuten Verbandswechsel nicht abgedrückt oder komprimiert werden bis sich eine Kruste gebildet hat. Sollten Sie die Wunde reinigen wollen, verwenden Sie dazu ein Wundreinigungsgel oder ein entsprechndes Hautdesinfektionsmittel. Anschließnd reicht ein wasserdichtes Pflaster, welches bei Bedarf bzw bei noch Austragen der Wunde aller 2-3 Tage gewechselt werden sollte. Während der Krustenbildung tritt häufig ein starker gewünschter Juckreiz (Wundjucken) auf. Dieser kann mit Fenestilsalben lokal oder einem Antihistaminikum oral angewendet, unterbunden werden, jedoch ist das Antihistaminika nur am Wundrand und nicht in die Wunde auf zu tragen. Es ist weiterhin unumgänglich darauf zu achten, den Wundverschluss auch bei heftigerem Juckreiz nicht mit den Fingern oder anderen Gegenstände aufzukratzen, da es sonst zu einer sehr unangenehmen Wundinfektion bis zur Blutvergiftung kommen kann. Eine entsprechende, adäquate Wundnachsorge ist unabdingbar.

Daher empfiehlt sich ein Blick in den Erste-Hilfe-Schrank um genügend Material zum Wundmanagment vorrätig zu halten. Andernfalls sollten Sie in Ihrer Apotheke des Vertrauens für Nachschub sorgen.

 

 

Anwendungsmöglichkeiten

Hauptindikationen:

Erkrankungen des Bewegungsapparats:
schmerzhafte Gelenkarthrosen, v.a. Kniegelenkarthrosen, Daumensattelgelenkarthrosen, Sprunggelenkarthrosen, rheumatische Erkrankungen, schmerzhafte Erkrankung der Wirbelkörper


Venöse Erkrankungen:
akute Thrombophlebitis (Venenentzündung), variköser Symptomenkomplex, post-thrombotisches Syndrom (mit begleitenden Stauungsschmerzen)


Sonstige Indikationen:

Herpes Zoster (Gürtelrose), akute und chronische Otitis media (Mittelohrentzündung), arterielle Hypertonie bei erhöhtem Hämatokrit, Hämorrhoidal- Syndrom und (Peri-) Analthrombose, akuter Gichtanfall, akute und chronische Osteomyelitis, Hämochromatose (als Aderlass), Wundheilungsstörungen durch postoperativen Lymph- und venösen Rückstau in der Traumatologie (z.B. Handchirurgie) und plastischen Chirurgie.

 

Kontraindikationen: (Wann darf eine Blutegeltherapie nicht durchgeführt werden)

 

>Hämorrhagische Diathesen bzw. Hämophilie ("Bluterkrankheit"), sowie Blutgerinnungsstörungen durch Medikamente (z.B. Marcumar®, >Falithrom®, Comadin®) oder verminderten Blut-plättchen (Thrombozytopenie) u.a.

>Hauterkrankungen an der Applikationsstelle

>Akute Magen- oder Darmgeschwüre

>Deutliche Blutarmut (Anämie, Hb unter 10 g/dl)

>Erheblicher Immunschwäche (AIDS, Chemotherapie, etc.)

>Schwere chronische Erkrankungen (Krebserkrankungen im fort-geschrittenen Stadium

>langjährige Dialyse bei Nierenerkrankungen, etc.)

>Bei Gabe von Eiseninfusionen auf Grund vermindertem Hämatokrit

>Fortgeschrittene periphere Gefäßerkrankungen (PAVK ab Stadium III)

>Ausgeprägten Wundheilungsstörungen (z.B. bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, erheblichem Übergewicht, etc.)

>Bekannte Allergien gegen Blutegel-Inhaltsstoffe (Hirudin, Histamin, etc.)

 

 

 Relative Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen:

  >Bei Neigung zu überschießender Narbenbildung (Keloidbildung) keine Anwendung an gut sichtbaren Körperstellen

  >Immunsupressiva nur nach ärztlicher Rücksprache und nur für den Zeitraum der Therapie absetzen 

  >Aspirin® sollte 5-10 Tage vor einer Behandlung nach Rücksprache mit dem Arzt nicht eingenommen werden.

 

 

 

 Ist die Blutegeltherapie schmerzhaft, gibt es Nebenwirkungen?

 

Der Biss eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Allenfalls werden die Saugvorgänge wie "Brennesselstiche", Insektenstiche, leichtes Ziehen oder als "Spritzeneinstich" beschrieben. Dies ist auch logisch, denn der kleine Sauger hat in der freien Natur wenig Interesse daran bemerkt und abgeschüttelt zu werden. Während des Saugvorgangs kann ein leichtes Ziehen auftreten, es ist die Reaktion des Körpers auf den Egelspeichel und verschwindet nach einiger Zeit. 

 

Der Blutegelspeichel enthält einen einzigartigen Wirkstoffcocktail aus ca. 200 verschiedenen aktiven biologischen Substanzen (u.a. Hirudin, Calin, Hyaluronidase, Eglin C, Bdellin, Apyrase, Kollagenase, Destabilase, Hämentin, Orgelase, Statin) von denen allein eine histaminähnliche Substanz im weiteren Verlauf zu einem leichten "Heiljucken" wie bei einem "Mückenstich" führen kann.

 

 

  Mögliche seltene Nebenwirkung und Komplikationen: 

 >Ausgeprägte Blutung (verlängerte und starke Nachblutung)

 >Kreislaufreaktionen (Kältegefühl, Sehstörungen, Schwindel, Ohrrauschen, gesteigerte Herzfrequenz

 >Juckende Hautrötung um die Bissstellen (allergisch oder allergie-ähnlich)

 >Wundinfektion (z.B. Erysipel)

 >Vorübergehender Gelenkerguss, lokale Schwellung, oder regionale

   Lymphknotenschwellung.

 >Pigmentstörungen, Vernarbungen an der Bissstelle, kleine Papel an der Bissstelle

 

Bei eventuell auftreten Nebenwirkungen oder Komplikationen wenden Sie sich bitte immer zuerst an Ihren behandelnden Therapeuten.

 

 

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